Im Schadensersatzstreit um minderwertige Brustimplantate des französischen Herstellers PIP wird nun der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheiden. Der Bundesgerichtshof setzte ein entsprechendes Verfahren aus und legte es den Luxemburger Richtern zur Klärung europarechtlicher Fragen vor. Eine 65-jährige Patientin klagt auf Schmerzensgeld vom TÜV Rheinland, weil dieser das – inzwischen insolvente – Unternehmen Poly Implant Prothèse (PIP) nicht ausreichend überprüft habe.

PIP-Brustimplantate: Viele Frauen leben immer noch im Ungewissen

Ich habe die PIP-Brustimplantate nie verwendet, weiß aber, dass viele britische Privatklinik-Ketten diese Implantate benutzt haben. Leider verbergen sich auch unter einigen Rofill-Implantaten PIP-Silikon-Implantate, und viele Frauen wissen noch immer nicht, ob sie Skandal-Implantate tragen.

Viele betroffene Frauen wurden von mir nachoperiert. Dabei kam ich zu erschreckenden Befunden. Meistens waren die Implantate aufgelöst und undicht, und es trat eine gelblich-milchige Flüssigkeit aus. So etwas habe ich vorher in mehr als 18 Jahren Plastische Chirurgie nicht gesehen. Ich habe diese Flüssigkeit in einem Speziallabor untersuchen lassen und es kam ein 10.000-facher höherer Silkatbestandteil heraus, d.h. das Risiko Krebs auszulösen ist damit um ein vielfaches erhöht. Ich weiß von anderen Chirurgen, dass diese die Flüssigkeit wahrscheinlich mit einem Infekt verwechselt und von einer Reimplantation abgesehen haben.

Für die betroffenen Frauen gibt es aber keinen Grund zur Panik, da es sich hierbei in der Regel nicht um akute Notfälle handelt. Grundsätzlich sollte aber ein Austausch der Implantate durch einen auf diesem Gebiet erfahrenen Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie ohne unnötige Verzögerung erfolgen. Dabei besteht zugleich auch die Chance, das ästhetische Ergebnis deutlich zu verbessern, da bei PIP-Brustimplantaten die Modell-Formen unschön und deutlich eingeschränkt waren. Moderne Qualitätsimplantate haben nicht nur mehr Sicherheitshüllen, sondern sind für die individuellen unterschiedlichsten Anforderungen maßgeschneidert verfügbar.

Der französische Hersteller PIP hatte mehrere Jahre auf kriminelle Weise Brustimplantate mit dem billigen Industriesilikon gefüllt. Die Kissen reißen schneller und können Entzündungen und schwere Erkrankungen auslösen. Diese Implantate waren weltweit eingesetzt worden. Allein in Deutschland sind mehr als 10.000 Frauen, in Frankreich über 40.000 Frauen und weltweit mehrere 100.000 Frauen betroffen. Der Skandal wurde 2010 in Frankreich aufgedeckt. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte veröffentlichte später die Empfehlung, die Kissen herausoperieren zu lassen.